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Deutsche Literatur: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''deutsche Literatur''' umfasst alle schriftlichen Werke, die in deutscher Sprache verfasst wurden. Sie reicht von den frühmittelalterlichen Texten der althochdeutschen und mittelhochdeutschen Dichtung über die Werke der Aufklärung, Klassik und Romantik bis hin zur modernen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Die deutsche Literatur zeichnet sich durch eine große thematische und stilistische Vielfalt aus und umfasst Poesie, Dramatik, Prosa sowie wissenschaftliche und philosophische Schriften. Zu ihren bedeutendsten Autoren zählen unter anderem Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Thomas Mann.
Die '''deutsche Literatur''' bezeichnet die Gesamtheit der schriftlichen Werke, die in [[Deutsche Sprache|deutscher Sprache]] verfasst wurden. Sie umfasst einen Zeitraum von den Anfängen der schriftlichen Überlieferung im Frühmittelalter bis in die Gegenwart. In ihrer langen Geschichte spiegeln sich die kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des deutschsprachigen Raums wider. Die deutsche Literatur gehört zu den bedeutendsten Literaturen Europas und hat im Verlauf der Jahrhunderte zahlreiche Autoren hervorgebracht, deren Werke international rezipiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Sie umfasst alle literarischen Gattungen und Ausdrucksformen, darunter Lyrik, Epik und Dramatik, und wird sowohl in [[Hochdeutsche Sprach|Hochdeutsch]] als auch in regionalen Dialekten verfasst.
 
== Anfänge der deutschen Literatur im Frühmittelalter ==
Die Ursprünge der deutschen Literatur reichen in die Zeit der germanischen Stämme zurück, deren mündliche Überlieferungen später schriftlich festgehalten wurden. Die ältesten Zeugnisse in deutscher Sprache stammen aus dem Frühmittelalter. Bereits im achten Jahrhundert entstanden die ersten althochdeutschen Texte, unter denen das „Hildebrandslied“ eine herausragende Stellung einnimmt. Es gilt als das älteste erhaltene Zeugnis einer deutschen Heldendichtung und dokumentiert die mündliche Tradition der Germanen. Neben weltlichen Dichtungen spielte auch die geistliche Literatur eine bedeutende Rolle. Klöster waren die wichtigsten Zentren schriftlicher Produktion, in denen geistliche Lehrgedichte, Heiligenviten und Predigten entstanden. Ein bedeutendes Beispiel ist das „Wessobrunner Gebet“, das sowohl christliche als auch vorchristliche Vorstellungen widerspiegelt.
 
Im Laufe des neunten Jahrhunderts entstanden erste Prosawerke in althochdeutscher Sprache, darunter Übersetzungen biblischer Texte, die von Gelehrten wie dem Mönch Otfrid von Weißenburg geschaffen wurden. Otfrid verfasste mit dem „Evangelienbuch“ das erste größere Werk der deutschen Literatur in Reimform. Diese frühen Texte waren in der Regel eng mit der christlichen Missionierung verbunden und dienten der Verbreitung des Glaubens im Frankenreich.
 
== Blütezeit der mittelhochdeutschen Literatur im Hochmittelalter ==
Im Hochmittelalter erreichte die deutsche Literatur im Zeitraum von etwa 1150 bis 1300 eine erste Blütezeit. Diese Epoche wird als Zeit der mittelhochdeutschen Literatur bezeichnet und ist gekennzeichnet durch die höfische Dichtung, die im Dienst des Rittertums und der feudalen Gesellschaftsordnung stand. Die Werke dieser Zeit thematisierten ritterliche Tugenden, höfische Liebe und die Suche nach Ehre und Ruhm.
 
Ein herausragender Vertreter der mittelhochdeutschen Epik war Hartmann von Aue, dessen Werke „Erec“ und „Iwein“ auf altfranzösischen Vorlagen basieren und das Ideal des höfischen Ritters verkörpern. Auch Wolfram von Eschenbach schuf mit seinem Epos „Parzival“ ein Hauptwerk der mittelhochdeutschen Literatur, in dem die Gralssuche und die spirituelle Entwicklung des Helden thematisiert werden. Gottfried von Straßburg verfasste mit „Tristan“ eine tragische Liebesgeschichte, die ebenfalls auf einem altfranzösischen Vorbild beruhte.
 
Die mittelhochdeutsche Lyrik erlebte im Minnesang ihre bedeutendste Ausprägung. Minnesänger wie Walther von der Vogelweide prägten diese Gattung durch ihre Lieder, in denen sie die höfische Minne besangen, aber auch politische und gesellschaftliche Themen behandelten. Die Spruchdichtung, eine Form der gesellschaftskritischen Lyrik, wurde unter anderem von Neidhart von Reuental gepflegt.
 
== Spätmittelalter und frühe Neuzeit ==
Im Spätmittelalter setzte sich die literarische Entwicklung mit einer stärkeren Ausrichtung auf das städtische Bürgertum fort. Die mittelhochdeutsche Sprache wandelte sich zur frühneuhochdeutschen Sprache, was sich auch in der Literatur bemerkbar machte. Die Literatur dieser Zeit war geprägt von einer verstärkten Aufnahme volkstümlicher Stoffe und Themen.
 
Die meistersingerische Tradition, die sich in den Städten herausbildete, setzte die höfische Liedkunst in bürgerlichen Kreisen fort. Meistersinger wie Hans Sachs verbanden Dichtung mit Handwerk und waren zugleich Vertreter einer moralisch-didaktischen Literatur. Daneben entwickelte sich die Volksbuchliteratur, die populäre Erzählstoffe aufgriff und in gedruckter Form verbreitete. Werke wie das „Volksbuch von Dr. Faustus“ und „Till Eulenspiegel“ fanden breite Leserkreise.
 
Ein entscheidender Einschnitt in der Literaturgeschichte war die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450, die eine weitreichende Verbreitung literarischer Werke ermöglichte. Die Reformation brachte eine starke theologische und polemische Literatur hervor, in der Martin Luther mit seinen Schriften und der Bibelübersetzung eine zentrale Rolle spielte. Seine Werke trugen maßgeblich zur Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache bei.
 
== Deutsche Literatur im Barock ==
Das 17. Jahrhundert war geprägt von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Umbrüchen. Diese Erfahrungen spiegeln sich in der deutschen Barockliteratur wider, die eine Vielfalt an Ausdrucksformen aufweist. Die Literatur des Barock ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Bildsprache, antithetische Strukturen und den Einfluss der vanitas-Motivik, die die Vergänglichkeit des Lebens betont.
 
Zu den bedeutendsten Lyrikern des Barock zählt Andreas Gryphius, dessen Sonette von der Erfahrung des Krieges, von Leid und Tod geprägt sind. Paul Fleming und Martin Opitz gehören ebenfalls zu den prägenden Gestalten dieser Epoche. Martin Opitz verfasste mit seinem Werk „Buch von der deutschen Poeterey“ eine poetologische Abhandlung, die als Grundlage für die deutsche Dichtung im Barock diente.
 
Im Bereich der Prosa fanden Romane wie „Simplicius Simplicissimus“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen große Beachtung. Dieses Werk gilt als der erste bedeutende deutsche Prosaroman und schildert in picaresker Form das Schicksal eines einfachen Mannes im Chaos des Dreißigjährigen Krieges.
 
== Aufklärung und Empfindsamkeit ==
Im 18. Jahrhundert setzte die Epoche der Aufklärung neue Akzente. Die Literatur sollte der Vernunft und dem Fortschritt dienen sowie der Erziehung des Menschen zu Moral und Tugend. Gotthold Ephraim Lessing war eine der zentralen Figuren dieser Bewegung. Seine Dramen, darunter „Nathan der Weise“, forderten religiöse Toleranz und Humanität.
 
Parallel zur Aufklärung entwickelte sich die Strömung der Empfindsamkeit, die Gefühle, Individualität und die Hinwendung zur Natur betonte. Friedrich Gottlieb Klopstock wurde mit seinem Epos „Der Messias“ zum wichtigsten Vertreter dieser Richtung. In seinen Oden und Hymnen verband er eine hohe Sprachkunst mit religiöser Innerlichkeit.
 
== Sturm und Drang sowie die Weimarer Klassik ==
Die Epoche des Sturm und Drang, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entfaltete, war eine Gegenbewegung zur Rationalität der Aufklärung. Junge Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller propagierten das Ideal des genialen Individuums, das sich über gesellschaftliche Normen hinwegsetzt. Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ und sein Roman „Die Leiden des jungen Werther“ gelten als zentrale Werke dieser Bewegung. Schiller wandte sich in seinen frühen Dramen wie „Die Räuber“ gegen die politische und soziale Ungerechtigkeit.
 
Die Weimarer Klassik, die sich aus dem Sturm und Drang entwickelte, suchte hingegen nach einer harmonischen Verbindung von Gefühl und Vernunft, Natur und Kultur. Goethe und Schiller schufen in ihrer Zusammenarbeit Meisterwerke des klassischen Dramas, darunter Schillers „Wallenstein“-Trilogie und Goethes „Iphigenie auf Tauris“. Goethes „Faust“ gilt als das bedeutendste Werk der deutschen Literatur dieser Epoche.
 
== Deutsche Romantik ==
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte die Epoche der Romantik ein, die sich durch eine Hinwendung zum Mystischen, zur Vergangenheit und zur subjektiven Gefühlswelt auszeichnete. Frühromantiker wie die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel entwickelten eine poetologische Theorie, die das Fragmentarische und das Unvollendete als Ausdruck des Unendlichen verherrlichte.
 
Die Hochromantik, vertreten durch Autoren wie Clemens Brentano, Achim von Arnim und Joseph von Eichendorff, griff auf volkstümliche Stoffe zurück und verarbeitete Märchenmotive. Die Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Arnim und Brentano ist ein bedeutendes Beispiel für diese Hinwendung zum Volkslied. In der Spätromantik dominierten dunkle und unheimliche Themen, wie sie in den Erzählungen E. T. A. Hoffmanns und Ludwig Tiecks zu finden sind.
 
== Realismus und Naturalismus ==
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wendete sich die deutsche Literatur verstärkt realistischen Darstellungen der Wirklichkeit zu. Der poetische Realismus, vertreten durch Autoren wie Theodor Fontane, Gottfried Keller und Theodor Storm, zeichnete sich durch eine detaillierte Beschreibung des Alltagslebens und eine psychologische Durchdringung der Figuren aus. Fontanes „Effi Briest“ gilt als ein Hauptwerk dieser Epoche.
 
Gegen Ende des Jahrhunderts setzte sich der Naturalismus durch, der die soziale Realität mit wissenschaftlicher Genauigkeit darstellen wollte. Gerhart Hauptmanns Drama „Die Weber“ schildert das Elend der schlesischen Arbeiter und markiert den Höhepunkt dieser literarischen Richtung.
 
== Literatur der Moderne und der Weimarer Republik ==
Der Übergang zur literarischen Moderne war geprägt von einer Vielzahl an Stilrichtungen, darunter Symbolismus, Impressionismus und Expressionismus. Die Autoren der Jahrhundertwende beschäftigten sich mit Themen wie der Entfremdung des Individuums, der Urbanisierung und dem Verfall traditioneller Werte. Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal und Stefan George gehören zu den prägenden Figuren dieser Epoche.
 
Der Expressionismus, der im frühen 20. Jahrhundert entstand, stellte die existenzielle Not des Menschen in den Mittelpunkt. Georg Heym, Jakob van Hoddis und Gottfried Benn verarbeiteten in ihrer Lyrik die Erfahrung des modernen Großstadtlebens und den Schrecken des Ersten Weltkriegs. Die Prosaautoren Franz Kafka und Alfred Döblin brachten mit ihren Werken neue Formen des Erzählens hervor. Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ gilt als bedeutendes Beispiel des modernen Großstadtromans.
 
== Literatur im Nationalsozialismus und im Exil ==
Die nationalsozialistische Diktatur führte zu einer tiefgreifenden Spaltung der deutschen Literatur. Während eine regimetreue Literatur im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie entstand, mussten zahlreiche Autoren emigrieren. Die Exilliteratur, verfasst von Schriftstellern wie Thomas Mann, Bertolt Brecht, Anna Seghers und Lion Feuchtwanger, setzte sich kritisch mit der politischen Lage auseinander und thematisierte Flucht, Verfolgung und den Verlust der Heimat.
 
Innerhalb Deutschlands entstand eine sogenannte innere Emigration, deren Vertreter unter schwierigen Bedingungen literarisch tätig waren. Autoren wie Ernst Wiechert und Werner Bergengruen versuchten, moralische und humanistische Werte zu bewahren.
 
== Nachkriegsliteratur und Literatur der Bundesrepublik Deutschland und der DDR ==
Die Nachkriegsliteratur war geprägt vom Versuch, die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs zu verarbeiten. Die Gruppe 47 wurde zum wichtigsten Forum junger Schriftsteller in der Bundesrepublik Deutschland. Heinrich Böll, Günter Grass und Ingeborg Bachmann gehören zu den bedeutenden Autoren dieser Zeit. Grass’ Roman „Die Blechtrommel“ erlangte internationale Anerkennung.
 
In der DDR entwickelte sich eine staatlich kontrollierte, jedoch auch widerständige Literatur. Autoren wie Christa Wolf, Heiner Müller und Stefan Heym reflektierten die gesellschaftlichen Widersprüche des sozialistischen Systems.
 
== Gegenwartsliteratur ==
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands hat sich die deutsche Literatur weiter diversifiziert. Die Themen reichen von der Aufarbeitung der deutschen Teilung über Globalisierung bis hin zu Fragen von Migration und Identität. Autoren wie W. G. Sebald, Herta Müller, Jenny Erpenbeck und Juli Zeh sind international erfolgreich. Die deutsche Literatur ist heute gekennzeichnet durch eine Vielzahl an Stimmen, Stilen und Themen, die die Vielschichtigkeit der modernen Gesellschaft spiegeln.
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Aktuelle Version vom 20. März 2025, 16:17 Uhr

Die deutsche Literatur bezeichnet die Gesamtheit der schriftlichen Werke, die in deutscher Sprache verfasst wurden. Sie umfasst einen Zeitraum von den Anfängen der schriftlichen Überlieferung im Frühmittelalter bis in die Gegenwart. In ihrer langen Geschichte spiegeln sich die kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des deutschsprachigen Raums wider. Die deutsche Literatur gehört zu den bedeutendsten Literaturen Europas und hat im Verlauf der Jahrhunderte zahlreiche Autoren hervorgebracht, deren Werke international rezipiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Sie umfasst alle literarischen Gattungen und Ausdrucksformen, darunter Lyrik, Epik und Dramatik, und wird sowohl in Hochdeutsch als auch in regionalen Dialekten verfasst.

Anfänge der deutschen Literatur im Frühmittelalter

Die Ursprünge der deutschen Literatur reichen in die Zeit der germanischen Stämme zurück, deren mündliche Überlieferungen später schriftlich festgehalten wurden. Die ältesten Zeugnisse in deutscher Sprache stammen aus dem Frühmittelalter. Bereits im achten Jahrhundert entstanden die ersten althochdeutschen Texte, unter denen das „Hildebrandslied“ eine herausragende Stellung einnimmt. Es gilt als das älteste erhaltene Zeugnis einer deutschen Heldendichtung und dokumentiert die mündliche Tradition der Germanen. Neben weltlichen Dichtungen spielte auch die geistliche Literatur eine bedeutende Rolle. Klöster waren die wichtigsten Zentren schriftlicher Produktion, in denen geistliche Lehrgedichte, Heiligenviten und Predigten entstanden. Ein bedeutendes Beispiel ist das „Wessobrunner Gebet“, das sowohl christliche als auch vorchristliche Vorstellungen widerspiegelt.

Im Laufe des neunten Jahrhunderts entstanden erste Prosawerke in althochdeutscher Sprache, darunter Übersetzungen biblischer Texte, die von Gelehrten wie dem Mönch Otfrid von Weißenburg geschaffen wurden. Otfrid verfasste mit dem „Evangelienbuch“ das erste größere Werk der deutschen Literatur in Reimform. Diese frühen Texte waren in der Regel eng mit der christlichen Missionierung verbunden und dienten der Verbreitung des Glaubens im Frankenreich.

Blütezeit der mittelhochdeutschen Literatur im Hochmittelalter

Im Hochmittelalter erreichte die deutsche Literatur im Zeitraum von etwa 1150 bis 1300 eine erste Blütezeit. Diese Epoche wird als Zeit der mittelhochdeutschen Literatur bezeichnet und ist gekennzeichnet durch die höfische Dichtung, die im Dienst des Rittertums und der feudalen Gesellschaftsordnung stand. Die Werke dieser Zeit thematisierten ritterliche Tugenden, höfische Liebe und die Suche nach Ehre und Ruhm.

Ein herausragender Vertreter der mittelhochdeutschen Epik war Hartmann von Aue, dessen Werke „Erec“ und „Iwein“ auf altfranzösischen Vorlagen basieren und das Ideal des höfischen Ritters verkörpern. Auch Wolfram von Eschenbach schuf mit seinem Epos „Parzival“ ein Hauptwerk der mittelhochdeutschen Literatur, in dem die Gralssuche und die spirituelle Entwicklung des Helden thematisiert werden. Gottfried von Straßburg verfasste mit „Tristan“ eine tragische Liebesgeschichte, die ebenfalls auf einem altfranzösischen Vorbild beruhte.

Die mittelhochdeutsche Lyrik erlebte im Minnesang ihre bedeutendste Ausprägung. Minnesänger wie Walther von der Vogelweide prägten diese Gattung durch ihre Lieder, in denen sie die höfische Minne besangen, aber auch politische und gesellschaftliche Themen behandelten. Die Spruchdichtung, eine Form der gesellschaftskritischen Lyrik, wurde unter anderem von Neidhart von Reuental gepflegt.

Spätmittelalter und frühe Neuzeit

Im Spätmittelalter setzte sich die literarische Entwicklung mit einer stärkeren Ausrichtung auf das städtische Bürgertum fort. Die mittelhochdeutsche Sprache wandelte sich zur frühneuhochdeutschen Sprache, was sich auch in der Literatur bemerkbar machte. Die Literatur dieser Zeit war geprägt von einer verstärkten Aufnahme volkstümlicher Stoffe und Themen.

Die meistersingerische Tradition, die sich in den Städten herausbildete, setzte die höfische Liedkunst in bürgerlichen Kreisen fort. Meistersinger wie Hans Sachs verbanden Dichtung mit Handwerk und waren zugleich Vertreter einer moralisch-didaktischen Literatur. Daneben entwickelte sich die Volksbuchliteratur, die populäre Erzählstoffe aufgriff und in gedruckter Form verbreitete. Werke wie das „Volksbuch von Dr. Faustus“ und „Till Eulenspiegel“ fanden breite Leserkreise.

Ein entscheidender Einschnitt in der Literaturgeschichte war die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450, die eine weitreichende Verbreitung literarischer Werke ermöglichte. Die Reformation brachte eine starke theologische und polemische Literatur hervor, in der Martin Luther mit seinen Schriften und der Bibelübersetzung eine zentrale Rolle spielte. Seine Werke trugen maßgeblich zur Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache bei.

Deutsche Literatur im Barock

Das 17. Jahrhundert war geprägt von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Umbrüchen. Diese Erfahrungen spiegeln sich in der deutschen Barockliteratur wider, die eine Vielfalt an Ausdrucksformen aufweist. Die Literatur des Barock ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Bildsprache, antithetische Strukturen und den Einfluss der vanitas-Motivik, die die Vergänglichkeit des Lebens betont.

Zu den bedeutendsten Lyrikern des Barock zählt Andreas Gryphius, dessen Sonette von der Erfahrung des Krieges, von Leid und Tod geprägt sind. Paul Fleming und Martin Opitz gehören ebenfalls zu den prägenden Gestalten dieser Epoche. Martin Opitz verfasste mit seinem Werk „Buch von der deutschen Poeterey“ eine poetologische Abhandlung, die als Grundlage für die deutsche Dichtung im Barock diente.

Im Bereich der Prosa fanden Romane wie „Simplicius Simplicissimus“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen große Beachtung. Dieses Werk gilt als der erste bedeutende deutsche Prosaroman und schildert in picaresker Form das Schicksal eines einfachen Mannes im Chaos des Dreißigjährigen Krieges.

Aufklärung und Empfindsamkeit

Im 18. Jahrhundert setzte die Epoche der Aufklärung neue Akzente. Die Literatur sollte der Vernunft und dem Fortschritt dienen sowie der Erziehung des Menschen zu Moral und Tugend. Gotthold Ephraim Lessing war eine der zentralen Figuren dieser Bewegung. Seine Dramen, darunter „Nathan der Weise“, forderten religiöse Toleranz und Humanität.

Parallel zur Aufklärung entwickelte sich die Strömung der Empfindsamkeit, die Gefühle, Individualität und die Hinwendung zur Natur betonte. Friedrich Gottlieb Klopstock wurde mit seinem Epos „Der Messias“ zum wichtigsten Vertreter dieser Richtung. In seinen Oden und Hymnen verband er eine hohe Sprachkunst mit religiöser Innerlichkeit.

Sturm und Drang sowie die Weimarer Klassik

Die Epoche des Sturm und Drang, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entfaltete, war eine Gegenbewegung zur Rationalität der Aufklärung. Junge Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller propagierten das Ideal des genialen Individuums, das sich über gesellschaftliche Normen hinwegsetzt. Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ und sein Roman „Die Leiden des jungen Werther“ gelten als zentrale Werke dieser Bewegung. Schiller wandte sich in seinen frühen Dramen wie „Die Räuber“ gegen die politische und soziale Ungerechtigkeit.

Die Weimarer Klassik, die sich aus dem Sturm und Drang entwickelte, suchte hingegen nach einer harmonischen Verbindung von Gefühl und Vernunft, Natur und Kultur. Goethe und Schiller schufen in ihrer Zusammenarbeit Meisterwerke des klassischen Dramas, darunter Schillers „Wallenstein“-Trilogie und Goethes „Iphigenie auf Tauris“. Goethes „Faust“ gilt als das bedeutendste Werk der deutschen Literatur dieser Epoche.

Deutsche Romantik

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte die Epoche der Romantik ein, die sich durch eine Hinwendung zum Mystischen, zur Vergangenheit und zur subjektiven Gefühlswelt auszeichnete. Frühromantiker wie die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel entwickelten eine poetologische Theorie, die das Fragmentarische und das Unvollendete als Ausdruck des Unendlichen verherrlichte.

Die Hochromantik, vertreten durch Autoren wie Clemens Brentano, Achim von Arnim und Joseph von Eichendorff, griff auf volkstümliche Stoffe zurück und verarbeitete Märchenmotive. Die Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Arnim und Brentano ist ein bedeutendes Beispiel für diese Hinwendung zum Volkslied. In der Spätromantik dominierten dunkle und unheimliche Themen, wie sie in den Erzählungen E. T. A. Hoffmanns und Ludwig Tiecks zu finden sind.

Realismus und Naturalismus

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wendete sich die deutsche Literatur verstärkt realistischen Darstellungen der Wirklichkeit zu. Der poetische Realismus, vertreten durch Autoren wie Theodor Fontane, Gottfried Keller und Theodor Storm, zeichnete sich durch eine detaillierte Beschreibung des Alltagslebens und eine psychologische Durchdringung der Figuren aus. Fontanes „Effi Briest“ gilt als ein Hauptwerk dieser Epoche.

Gegen Ende des Jahrhunderts setzte sich der Naturalismus durch, der die soziale Realität mit wissenschaftlicher Genauigkeit darstellen wollte. Gerhart Hauptmanns Drama „Die Weber“ schildert das Elend der schlesischen Arbeiter und markiert den Höhepunkt dieser literarischen Richtung.

Literatur der Moderne und der Weimarer Republik

Der Übergang zur literarischen Moderne war geprägt von einer Vielzahl an Stilrichtungen, darunter Symbolismus, Impressionismus und Expressionismus. Die Autoren der Jahrhundertwende beschäftigten sich mit Themen wie der Entfremdung des Individuums, der Urbanisierung und dem Verfall traditioneller Werte. Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal und Stefan George gehören zu den prägenden Figuren dieser Epoche.

Der Expressionismus, der im frühen 20. Jahrhundert entstand, stellte die existenzielle Not des Menschen in den Mittelpunkt. Georg Heym, Jakob van Hoddis und Gottfried Benn verarbeiteten in ihrer Lyrik die Erfahrung des modernen Großstadtlebens und den Schrecken des Ersten Weltkriegs. Die Prosaautoren Franz Kafka und Alfred Döblin brachten mit ihren Werken neue Formen des Erzählens hervor. Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ gilt als bedeutendes Beispiel des modernen Großstadtromans.

Literatur im Nationalsozialismus und im Exil

Die nationalsozialistische Diktatur führte zu einer tiefgreifenden Spaltung der deutschen Literatur. Während eine regimetreue Literatur im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie entstand, mussten zahlreiche Autoren emigrieren. Die Exilliteratur, verfasst von Schriftstellern wie Thomas Mann, Bertolt Brecht, Anna Seghers und Lion Feuchtwanger, setzte sich kritisch mit der politischen Lage auseinander und thematisierte Flucht, Verfolgung und den Verlust der Heimat.

Innerhalb Deutschlands entstand eine sogenannte innere Emigration, deren Vertreter unter schwierigen Bedingungen literarisch tätig waren. Autoren wie Ernst Wiechert und Werner Bergengruen versuchten, moralische und humanistische Werte zu bewahren.

Nachkriegsliteratur und Literatur der Bundesrepublik Deutschland und der DDR

Die Nachkriegsliteratur war geprägt vom Versuch, die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs zu verarbeiten. Die Gruppe 47 wurde zum wichtigsten Forum junger Schriftsteller in der Bundesrepublik Deutschland. Heinrich Böll, Günter Grass und Ingeborg Bachmann gehören zu den bedeutenden Autoren dieser Zeit. Grass’ Roman „Die Blechtrommel“ erlangte internationale Anerkennung.

In der DDR entwickelte sich eine staatlich kontrollierte, jedoch auch widerständige Literatur. Autoren wie Christa Wolf, Heiner Müller und Stefan Heym reflektierten die gesellschaftlichen Widersprüche des sozialistischen Systems.

Gegenwartsliteratur

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands hat sich die deutsche Literatur weiter diversifiziert. Die Themen reichen von der Aufarbeitung der deutschen Teilung über Globalisierung bis hin zu Fragen von Migration und Identität. Autoren wie W. G. Sebald, Herta Müller, Jenny Erpenbeck und Juli Zeh sind international erfolgreich. Die deutsche Literatur ist heute gekennzeichnet durch eine Vielzahl an Stimmen, Stilen und Themen, die die Vielschichtigkeit der modernen Gesellschaft spiegeln.

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