Das Ostfrankenreich war eines der drei Reiche, die aus der Teilung des fränkischen Großreichs im Vertrag von Verdun im Jahr 843 hervorgingen. Es umfasste den östlichen Teil des fränkischen Reiches und wird als direkter Vorläufer des späteren Heiligen Römischen Reiches betrachtet. Die Entstehung und Entwicklung des Ostfrankenreichs legte den Grundstein für die politische Geschichte des mittelalterlichen Deutschlands.

Entstehung des Ostfrankenreichs

Nach dem Tod Ludwigs des Frommen im Jahr 840 kam es zu einem Streit zwischen seinen drei Söhnen um die Nachfolge im Frankenreich, der schließlich im Vertrag von Verdun beigelegt wurde. Im Jahr 843 wurde das Frankenreich in drei Teile geteilt: Westfranken, Mittelreich und Ostfranken. Ostfranken, das Ludwig der Deutsche erhielt, umfasste die Gebiete östlich des Rheins, darunter das heutige Deutschland, Österreich und Teile der Schweiz.

Das Ostfrankenreich war in vielerlei Hinsicht von den Strukturen des fränkischen Großreichs geprägt. Ludwig der Deutsche bemühte sich, die fränkische Verwaltung und Rechtstraditionen in seinem Reich zu bewahren und gleichzeitig die Herrschaft über die ethnisch vielfältigen Gebiete zu festigen. Diese Gebiete umfassten sowohl alte römische Provinzen als auch Gebiete, die erst unter Karl dem Großen in das Frankenreich eingegliedert worden waren.

Entwicklung des ostfränkischen Königtums

Die frühe Geschichte des Ostfrankenreichs war geprägt von internen Machtkämpfen und äußeren Bedrohungen. Insbesondere die Einfälle der Wikinger und Magyaren setzten dem Reich stark zu. Ludwig der Deutsche und seine Nachfolger versuchten, ihre Herrschaft durch eine starke Zusammenarbeit mit dem lokalen Adel und durch die Schaffung von Militärbündnissen zu sichern. Im Unterschied zum Westfrankenreich, wo die königliche Macht rasch schwand, behielten die ostfränkischen Könige eine stärkere Kontrolle über ihre Territorien.

Nach dem Tod Ludwigs des Deutschen im Jahr 876 teilte sich das Ostfrankenreich unter seinen Söhnen auf, was zu erneuten Machtkämpfen führte. Doch es gelang den ostfränkischen Königen, ihre Position zu behaupten und das Reich zu stabilisieren. Besonders unter Heinrich I. (regierte 919 bis 936) und seinem Sohn Otto I. (regierte 936 bis 973) festigte sich das ostfränkische Königtum. Otto I. setzte die Magyaren in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 entscheidend zurück und wurde im Jahr 962 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Damit verband sich das Schicksal des Ostfrankenreichs eng mit dem späteren Heiligen Römischen Reich.

Erbe des Ostfrankenreichs

Das Ostfrankenreich gilt als direkter Vorläufer des Heiligen Römischen Reiches, das ab dem 10. Jahrhundert die politische und kulturelle Entwicklung Mitteleuropas prägte. Die territorialen und politischen Grundlagen, die im Ostfrankenreich gelegt wurden, hatten einen entscheidenden Einfluss auf die spätere Geschichte des mittelalterlichen Deutschlands. Im Gegensatz zum Westfrankenreich, das sich zum Königreich Frankreich entwickelte, blieb das Ostfrankenreich ein Reich, das stark von regionalen Fürsten und Adeligen geprägt war, was zu einer langfristigen föderalen Struktur führte.

Die Krönung Ottos I. zum Kaiser im Jahr 962 markierte den formalen Übergang vom Ostfrankenreich zum Heiligen Römischen Reich. Dennoch blieben die politischen und kulturellen Strukturen des Ostfrankenreichs, wie die enge Bindung zwischen Kirche und Krone sowie die Rolle des Adels, ein prägendes Element für die weitere Entwicklung des Reiches.

Zusammenfassung

Das Ostfrankenreich war eine zentrale politische Einheit in der Geschichte des mittelalterlichen Europas und bildete den Kern des späteren Heiligen Römischen Reiches. Durch die Krönung Ottos I. zum Kaiser wurde das Erbe des Ostfrankenreichs in die Institutionen und Strukturen des mittelalterlichen Kaisertums überführt. Seine Geschichte markiert einen wichtigen Abschnitt in der Entstehung des deutschen und mitteleuropäischen Staatswesens.

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