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Salische Franken: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 9. März 2025, 10:12 Uhr

Die salischen Franken, auch Salfranken genannt, waren ein westgermanischer Stammesverband, der in der Spätantike und im frühen Mittelalter eine bedeutende Rolle in der Geschichte Europas spielte. Der Begriff „salisch“ leitet sich möglicherweise vom Namen des Flusses IJssel ab, den die Römer als „Sala“ bezeichneten. Die Salfranken siedelten ursprünglich entlang des Niederrheins und in den Gebieten des heutigen Belgien und der südlichen Niederlande. Sie gelten als einer der Hauptzweige der Franken und bildeten später den Grundstock des fränkischen Reiches unter der Herrschaft der Merowinger und Karolinger.

Ursprung und frühe Geschichte

Die salischen Franken traten erstmals im dritten Jahrhundert nach Christus in den römischen Quellen in Erscheinung. Zu dieser Zeit siedelten sie nördlich der römischen Grenze im Gebiet zwischen Rhein und IJssel. Die Römer betrachteten sie zunächst als Feinde, schlossen jedoch später Bündnisse mit ihnen, um die Nordgrenze des Imperiums zu sichern. Die Salfranken waren Teil der größeren fränkischen Stammeskonföderation, die aus verschiedenen germanischen Gruppen bestand. Ihre Kultur war stark geprägt von ihrer Lebensweise als halbnomadische Gemeinschaft, die sowohl von der Landwirtschaft als auch von kriegerischen Unternehmungen lebte.

Die Integration der salischen Franken in das römische Reich begann im vierten Jahrhundert, als sie zunehmend als Föderaten, also als verbündete Truppen, in den Dienst Roms traten. Diese Entwicklung führte zu einer zunehmenden Romanisierung ihrer Kultur, wobei sie gleichzeitig ihre eigene Identität bewahrten. Archäologische Funde aus dieser Zeit zeigen eine Mischung aus germanischen und römischen Einflüssen in ihrer Kunst und Lebensweise.

Salische Franken unter Chlodio

Eine zentrale Figur in der frühen Geschichte der Salfranken war Chlodio, der im fünften Jahrhundert als ihr Anführer gilt. Chlodio wird in historischen Quellen wie Gregor von Tours erwähnt und gilt als einer der ersten Herrscher, der die fränkischen Stämme in Richtung Süden führte. Unter seiner Führung drangen die Salfranken in die römische Provinz Belgica Secunda ein und nahmen Gebiete in der Region um Tournai und Cambrai in Besitz. Dieser Vorstoß markierte den Beginn der territorialen Expansion der Salfranken, die schließlich zur Entstehung des fränkischen Königreichs führte.

Chlodios Herrschaft symbolisiert den Übergang der Salfranken von einem Stammesverband zu einer politisch organisierten Macht. Unter seiner Führung wurden die Grundlagen für das spätere fränkische Reich gelegt. Historiker diskutieren jedoch die genauen Umstände seines Lebens, da die Quellenlage für diese Zeit spärlich ist und vielfach auf spätere Überlieferungen zurückgeht.

Salisches Recht und seine Bedeutung

Ein bedeutendes Vermächtnis der salischen Franken ist das sogenannte „Pactus Legis Salicae“, das salische Gesetz. Dieses Rechtssammelwerk wurde vermutlich im frühen sechsten Jahrhundert unter Chlodwigs Herrschaft kodifiziert und bildet eines der frühesten schriftlichen germanischen Rechtsdokumente. Es regelte zahlreiche Aspekte des sozialen und rechtlichen Lebens, darunter Erbschaftsfragen, Strafrecht und die Organisation von Gemeinschaften.

Das salische Recht ist besonders bekannt für seine Regelung der Erbfolge, die Frauen vom Erbe von Grundbesitz ausschloss. Diese Regelung hatte weitreichende Auswirkungen auf die spätere europäische Geschichte, insbesondere im Zusammenhang mit der sogenannten „salischen Erbfolge“, die in mehreren mittelalterlichen Königreichen eine Rolle spielte. Das Gesetz spiegelt die Verschmelzung von germanischen und römischen Traditionen wider und zeigt die Bemühungen der Salfranken, ihre Gesellschaft in einer sich wandelnden Welt zu organisieren.

Rolle der Salfranken in der Merowingerzeit

Mit der Machtübernahme Chlodwigs I., eines Nachfahren Chlodios, begannen die salischen Franken ihre Vormachtstellung unter den fränkischen Stämmen zu festigen. Chlodwig vereinte die verschiedenen fränkischen Gruppen und begründete die Dynastie der Merowinger, die über zwei Jahrhunderte die Geschicke des fränkischen Reiches lenken sollte. Unter seiner Herrschaft traten die Franken zum Christentum über, was ihre Integration in die römische Welt weiter förderte und die Grundlage für die spätere enge Verbindung zwischen dem fränkischen Königtum und der Kirche legte.

Die salischen Franken spielten in dieser Zeit eine Schlüsselrolle bei der Expansion des fränkischen Reiches, das sich über große Teile des heutigen Frankreichs, Deutschlands und darüber hinaus erstreckte. Ihre Kultur, Gesetze und Traditionen bildeten den Kern der fränkischen Identität und beeinflussten die Entwicklung des mittelalterlichen Europas maßgeblich.

Nachwirkung und Erbe

Die salischen Franken verschwanden als eigenständiger Stammesverband im Laufe der Merowingerzeit, da sie vollständig im größeren fränkischen Reich aufgingen. Dennoch lebt ihr Erbe in der Geschichte Europas fort. Ihr Rechtssystem, ihre politische Organisation und ihre kulturelle Identität legten den Grundstein für die Entwicklung des mittelalterlichen Europas. Der Einfluss der Salfranken zeigt sich nicht zuletzt in der Bezeichnung Frankreichs, das seinen Namen vom fränkischen Volk ableitet, sowie in der historischen Bedeutung des fränkischen Reiches als Bindeglied zwischen der Antike und dem Mittelalter.

Die Geschichte der salischen Franken ist ein zentraler Bestandteil der europäischen Frühgeschichte und bietet wichtige Einblicke in die Transformation der germanischen Stämme in politische und kulturelle Akteure, die die Grundlage für das moderne Europa legten.

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Literaturverzeichnis

  • Ludwig Schmidt: Aus den Anfängen des salfränkischen Königtums. In: Klio 34 (1942), S. 306–327.
  • Matthias Springer: Gab es ein Volk der Salier? In: Nomen et gens. Zur historischen Aussagekraft frühmittelalterlicher Personennamen, Berlin 1997, S. 59–83.
  • Hermann Reichert, Helmut ReimitzSalier. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 26, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-017734 X, S. 343–348. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. 5. aktualisierte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-019473-9.
  • Ludwig Rübekeil: Frühgeschichte und Sprachgeschichte in den Niederlanden. In: Elvira Glaser, Marja Clement (Hrsg.): Niederlandistik und Germanistik im Kontakt: Jelle Stegeman zum Abschied (= Amsterdamer Beiträge zur Älteren Germanistik, Band 71). Rodopi, Amsterdam/New York 2014, S. 53–98 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche); Onlinekomplettversion der Universität Zürich (PDF; 740 kB, nicht paginiert).