Die Schlacht am Harzhorn war eine bedeutende militärische Auseinandersetzung zwischen römischen Truppen und germanischen Kriegern, die vermutlich um das Jahr 235 n. Chr. am Harzhorn im heutigen Niedersachsen stattfand. Diese Schlacht ist ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der römischen Militärgeschichte und der Auseinandersetzungen zwischen dem Römischen Reich und den germanischen Stämmen, die während der „Krise des 3. Jahrhunderts“ an Bedeutung gewannen.

Hintergrund und Ursachen der Schlacht

Die Schlacht am Harzhorn war Teil der römischen Feldzüge gegen die germanischen Stämme im 3. Jahrhundert. In dieser Zeit erlebte das Römische Reich eine Phase erheblicher Instabilität, bekannt als die „Krise des 3. Jahrhunderts“, die durch militärische, politische und wirtschaftliche Probleme gekennzeichnet war. Der römische Kaiser Maximinus Thrax, der von 235 bis 238 n. Chr. regierte, hatte das Ziel, das Reich gegen die immer wieder aufflammenden Bedrohungen von außen zu verteidigen und die Kontrolle über die nördlichen Grenzen des Reiches zu sichern.

Die germanischen Stämme, die in diesem Zeitraum immer wieder die römischen Provinzen angriffen, stellten eine ernste Bedrohung für das Imperium dar. Die Konflikte mit den sogenannten Germani führten dazu, dass die römische Armee regelmäßig gegen diese Völker kämpfte. Maximinus Thrax, der aus einer einfachen Militärfamilie stammte und sich als Krieger und General hervorgetan hatte, entschloss sich, einen präventiven Feldzug gegen die germanischen Stämme zu führen, um die römischen Grenzen zu sichern.

Die genauen Gründe für den Angriff auf das Gebiet des Harzhorns sind nicht vollständig geklärt, doch wird angenommen, dass der Kaiser beabsichtigte, die germanischen Stämme zu zerschlagen, die wiederholt Überfälle auf das römische Reich unternommen hatten. Der Harzhorn-Bereich war damals ein strategisch wichtiges Gebiet, das von verschiedenen germanischen Gruppen bewohnt war, und diente als Basis für ihre Angriffe auf das Römische Reich.

Verlauf der Schlacht

Die Schlacht selbst fand am Harzhorn statt, einem bewaldeten Höhenzug im heutigen Niedersachsen. Die römische Armee unter Maximinus Thrax zog mit einer großen Streitmacht in das Gebiet ein, um die germanischen Krieger, die sich dort versammelt hatten, zu bekämpfen. Es ist jedoch nicht eindeutig überliefert, wie die Schlacht im Detail ablief, da keine zeitgenössischen Berichte existieren, die den genauen Verlauf schildern.

Es wird jedoch vermutet, dass die römische Armee mit etwa 30.000 bis 40.000 Soldaten angriff, die sich gegen die dort versammelten germanischen Stämme, darunter die Chatten und Sicambrier, richteten. Diese germanischen Krieger waren bekannt für ihre Fähigkeit im Guerillakrieg und ihre gute Kenntnis des terrassierten, bewaldeten Geländes, was es den Römern erschwerte, einen entscheidenden Vorteil zu erlangen.

Die Schlacht am Harzhorn war für die Römer ein schwerer Rückschlag, da die germanischen Krieger trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Römer in der Lage waren, die römischen Truppen in die Flucht zu schlagen. Die Verluste auf römischer Seite waren erheblich, und Maximinus Thrax konnte den Rückzug nur unter großen Schwierigkeiten organisieren.

Einige Quellen berichten, dass nach der Niederlage römische Truppen von den germanischen Kriegern verfolgt wurden, was die ohnehin prekären militärischen Verhältnisse für das Römische Reich weiter verschärfte. Der Verlust der Schlacht führte zu einer vorübergehenden Schwächung des römischen Einflusses in der Region und trug zur Wahrnehmung bei, dass das Römische Reich zu dieser Zeit in einer schweren Krise steckte.

Nachwirkungen der Schlacht

Die Niederlage in der Schlacht am Harzhorn hatte bedeutende Auswirkungen auf die militärische und politische Situation im Römischen Reich. Maximinus Thrax, der selbst aus der römischen Armee kam und auf seine militärischen Erfolge vertraut hatte, erlitt durch diese Niederlage einen schweren Rückschlag. Die Niederlage in der Schlacht und die zunehmenden Bedrohungen durch die germanischen Völker trugen zu seiner schwindenden Unterstützung innerhalb der römischen Elite bei.

Einige Monate nach der Schlacht kam es zu einer Revolte gegen Maximinus Thrax, die von seinen eigenen Soldaten und der römischen Bevölkerung getragen wurde. Der Kaiser wurde schließlich von seiner eigenen Armee ermordet, und sein Tod markierte das Ende seiner kurzen Herrschaft. Die Schlacht am Harzhorn und die damit verbundene Niederlage stellten ein weiteres Zeichen für die Schwierigkeiten des Römischen Reiches in dieser Zeit dar, sich gegen die Bedrohungen von außen zu behaupten.

Die Schlacht selbst wurde im späteren Verlauf der Geschichte relativ wenig beachtet, doch sie war ein weiteres Beispiel für die militärische Erschöpfung des Römischen Reiches und die wachsende Macht der germanischen Völker, die das westliche Europa zunehmend beherrschten.

Quellen und Forschung

Die genauen Details der Schlacht am Harzhorn sind aufgrund des Mangels an zeitgenössischen Quellen nur schwer zu rekonstruieren. Die Informationen, die heute über die Schlacht vorliegen, stammen hauptsächlich aus späteren historischen Schriften, die teils auf Berichten und Überlieferungen basieren, die im 4. und 5. Jahrhundert niedergeschrieben wurden. Zu den wichtigsten Quellen gehören Werke von Autoren wie Zosimos und Aurelius Victor, die zwar nicht in direktem Zusammenhang mit der Schlacht standen, jedoch einen allgemeinen Überblick über die militärischen und politischen Ereignisse dieser Zeit geben.

Die Schlacht am Harzhorn ist heute vor allem für Historiker und Archäologen von Interesse, die die militärischen Taktiken der Römer und Germanen sowie die politische und militärische Situation des 3. Jahrhunderts untersuchen. Archäologische Funde in der Region, wie Waffen, Rüstungen und Überreste von Lagerplätzen, tragen zur weiteren Erforschung dieses Ereignisses bei.

©1997—2025 Andreas Alexander Ulrich (Urheber):  

Siehe auch


Geschichtswissenschaftliche Nachschlagewerke

Enzyklopädien & Lexika

Germanische Altertumskunde Online (GAO)

Brockhaus Enzyklopädie

Brockhaus Schullexikon

Brockhaus Kinderlexikon

Encyclopædia Britannica

Britannica Kids

Encyclopedia.com

Wikipedia (Wiki)

World History Encyclopedia

Wissen.de

Bibliotheken

Deutsche Nationalbibliothek (DNB)

Deutsche Digitale Bibliothek (DDB)

British Library (BL)

Library of Congress (LCCN)

WorldCat

Archive

Deutsches Zeitungsportal

Internet Archive (Wayback Machine)

Zeno.org

Tagesschau (ARD / Das Erste)

Wörterbücher

Duden

Langenscheidt-Wörterbücher

Pons-Wörterbuch

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS)

Wissenschaftliche Publikationen

National Geographic

GEO

  • GEO ← Artikelsuche

WordPress

Atlanten

Diercke Weltatlas

Literaturverzeichnis

  • Michael Geschwinde, Petra Lönne: Die Spur der Sandalennägel. In: Archäologie in Deutschland. 2/2009 (denkmalpflege.niedersachsen.de; denkmalpflege.niedersachsen.de PDF; 500 kB).
  • Michael Geschwinde u. a.: Roms vergessener Feldzug. In: Museum und Park Kalkriese (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Konflikt. Theiss, Stuttgart 2009, S. 228–232.
  • Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402 (online).
  • Ulrike Biehounek: Die Revanche der Römer. In: Bild der Wissenschaft. Heft 6, 2010, S. 84–89.
  • Ralf-Peter Märtin: Die Rache der Römer. In: National Geographic. Juni 2010, S. 66–93.
  • Rainer Wiegels, Günther Moosbauer, Michael Meyer, Petra Lönne, Michael Geschwinde unter Mitarbeit von Michael Brangs, Thorsten Schwarz: Eine römische Dolabra mit Inschrift aus dem Umfeld des Schlachtfeldes am Harzhorn (Lkr. Northeim) in Niedersachsen. In: Archäologisches Korrespondenzblatt. Band 41, 2011, S. 561–570.
  • Gustav Adolf Lehmann: Imperium und Barbaricum. Neue Befunde und Erkenntnisse zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen im nordwestdeutschen Raum – von der augusteischen Okkupationsphase bis zum Germanien-Zug des Maximinus Thrax (235 n. Chr.). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2011, ISBN 978-3-7001-7093-8, S. 102 ff.
  • Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn. Katalog zur Niedersächsischen Landesausstellung (= Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums. Band 115). Theiss, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-927939-85-1; ISBN 978-3-8062-2822-9 (umfassende Darstellung der Quellen und Forschungen zum Harzhornereignis).
  • Michael Geschwinde, Petra Lönne: Römische Militärpräsenz in der Germania Magna aus archäologischer Perspektive. Das Fallbeispiel Harzhorn. In: Gustav Adolf Lehmann, Rainer Wiegels (Hrsg.): „Über die Alpen und über den Rhein...“ Beiträge zu den Anfängen und zum Verlauf der römischen Expansion nach Mitteleuropa (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Neue Folge, Band 37). Walter de Gruyter, Berlin 2015 (online)
  • Günther Moosbauer: Die vergessene Römerschlacht. Der sensationelle Fund am Harzhorn. C.H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72489-3.
  • Michael Geschwinde: Roms vergessener Feldzug: das Harzhorn-Ereignis. In: Babette Ludowici (Hrsg.): Saxones. Theiss, Darmstadt 2019, S. 76–77.
  • Yann Le Bohec: Germains et Romains au IIIe siècle: le Harzhorn, une bataille oubliée. Éditions Lemme, Chamalières 2022.