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Westgotenreich: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 9. März 2025, 10:12 Uhr

Das Westgotenreich (lat. Regnum Visigothorum) war ein Königreich der Westgoten, das von 418 bis 711 n. Chr. in Westeuropa existierte. Es umfasste zu verschiedenen Zeiten Teile des heutigen Frankreichs und Spaniens und spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte des frühen Mittelalters.

Historischer Hintergrund

Die Westgoten waren ein germanischer Stamm, der sich im 4. Jahrhundert unter dem Druck der Hunnen über die Donau ins Römische Reich bewegte. Nach mehreren Konflikten mit den Römern und der Plünderung Roms im Jahr 410 unter Alarich I. siedelten sie sich in Aquitanien an und gründeten das Westgotenreich.

Frühzeit und Etablierung

Alarich I. und die Plünderung Roms

Alarich I. führte die Westgoten 410 n. Chr. in die Plünderung Roms, ein Ereignis, das die Schwäche des Weströmischen Reiches offenlegte. Nach Alarichs Tod führte sein Nachfolger Athaulf die Westgoten nach Gallien, wo sie sich in Aquitanien niederließen.

Foederati und Gründung des Reiches

Im Jahr 418 gewährte der römische Kaiser Honorius den Westgoten Land in Aquitanien als Foederati, also verbündete Siedler, die im Austausch für Land Militärdienst leisteten. Dies markierte die offizielle Gründung des Westgotenreiches mit Toulouse als Hauptstadt.

Expansion und Höhepunkt

Unter der Herrschaft von Eurich (466–484) erreichte das Westgotenreich seine größte Ausdehnung und umfasste große Teile Galliens und der Iberischen Halbinsel. Eurich nutzte die Schwäche des Weströmischen Reiches, um sein Territorium zu erweitern und eine unabhängige Gesetzgebung einzuführen, den Codex Euricianus.

Schlacht von Vouillé und Verlust Galliens

Im Jahr 507 wurde das Westgotenreich von den Franken unter Chlodwig I. in der Schlacht von Vouillé besiegt, was zum Verlust des größten Teils Galliens führte. Nach dieser Niederlage verlagerten die Westgoten ihre Hauptstadt nach Toledo in Spanien.

Toledo und die Iberische Halbinsel

Mit der Verlagerung der Hauptstadt nach Toledo konsolidierten die Westgoten ihre Macht auf der Iberischen Halbinsel. Die westgotischen Könige strebten nach einer Vereinheitlichung ihres Reiches durch die Förderung des Christentums und die Integration der römischen Bevölkerung.

Rekared I. und die Konversion zum Katholizismus

Ein entscheidender Wendepunkt war die Konversion von König Rekared I. (586–601) zum Katholizismus im Jahr 589. Diese Konversion half, religiöse Spannungen zwischen den arianischen Westgoten und der katholischen römischen Bevölkerung zu verringern und die Einheit des Reiches zu stärken.

Lex Visigothorum

Unter König Chindaswinth (641–653) und seinem Sohn Recceswinth (653–672) wurde das westgotische Recht kodifiziert, bekannt als Lex Visigothorum. Dieses Gesetzeswerk stellte eine Mischung aus römischem Recht und germanischen Traditionen dar und galt sowohl für Goten als auch für Römer.

Niedergang und Eroberung durch die Muslime

Im frühen 8. Jahrhundert wurde das Westgotenreich durch innere Konflikte und Thronstreitigkeiten geschwächt. Diese Schwäche nutzten die muslimischen Armeen der Umayyaden, um 711 in Spanien einzufallen. In der Schlacht am Guadalete wurde der westgotische König Roderich besiegt, was zum raschen Zusammenbruch des Westgotenreichs führte.

Einfluss und Vermächtnis

Das Westgotenreich hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die kulturelle und rechtliche Entwicklung der Iberischen Halbinsel. Viele westgotische Institutionen und Gesetze wurden von den nachfolgenden christlichen Königreichen übernommen. Die Stadt Toledo blieb ein wichtiges kulturelles Zentrum und Symbol für die westgotische Herrschaft.

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