Naturheilkunde der alten Germanen
Die Naturheilkunde der alten Germanen (auch als Germanische Naturheilkunde oder Germanische Heilkunde; ferner Germanische Homöopathie oder Germanische Medizin) beschreibt die Behandlung von Erkrankungen inklusive einer Auflistung von natürlichen Heil- und Hilfsmitteln.
Die alten Germanen waren naturverbundene Stämme, die die Heilkräfte der Natur zu schätzen wussten. Sie nutzten eine Vielzahl von Pflanzen, Kräutern und Tieren zur Behandlung von Krankheiten und Verletzungen, aber auch die Behandlung von Ausrenkungen und Knochenbrüchen.
Die Grundlage der germanischen Naturheilkunde war die Vorstellung, dass der Mensch ein Teil der Natur ist und dass Krankheiten durch ein Ungleichgewicht der Kräfte von Körper, Geist und Seele entstehen. Die Heilung sollte daher darauf abzielen, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen.
Germanische Pflanzenheilkunde
Die Pflanzenheilkunde war die wichtigste Säule der germanischen Naturheilkunde. Die Germanen kannten eine große Zahl an Heilpflanzen, die sie zur Behandlung von verschiedenen Beschwerden nutzten.
Zu den beliebtesten Heilpflanzen gehörten unter anderem:
- Beinwell: Beinwell wurde zur äußerlichen Anwendung verwendet, um Hautverletzungen und Entzündungen zu behandeln.
- Kamille: Kamille war bekannt für ihre beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Sie wurde oft bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt.
- Salbei: Salbei galt als Heilmittel für Halsschmerzen, Entzündungen und Magenprobleme.
- Baldrian: Baldrianwurzel wurde zur Beruhigung und Linderung von Schlafproblemen eingesetzt.
- Brennnessel: Brennnesseln wurden für verschiedene Zwecke verwendet, einschließlich der Behandlung von Gelenkschmerzen und Rheuma.
- Eichenrinde: Die Rinde der Eiche wurde zur Behandlung von Hauterkrankungen und Entzündungen eingesetzt.
- Holunder: Holunderbeeren und Blüten wurden zur Linderung von Erkältungssymptomen verwendet.
- Beifuß: Beifuß wurde für seine verdauungsfördernden Eigenschaften geschätzt und oft als Gewürz und Tee verwendet.
- Ringelblume: Ringelblumen wurden zur Wundheilung und Hautpflege verwendet.
- Schafgarbe: Schafgarbe galt als Heilmittel für Menstruationsbeschwerden und Verdauungsstörungen.
- Wacholder: Wacholderbeeren wurden zur Unterstützung der Verdauung und zur Linderung von Rheumaschmerzen genutzt.
- Thymian: Thymian war bei Erkältungen und Atemwegserkrankungen beliebt.
- Fenchel: Fenchel wurde für Magen-Darm-Beschwerden und zur Förderung der Verdauung eingesetzt.
- Knoblauch: Knoblauch galt als Mittel gegen verschiedene gesundheitliche Beschwerden und wurde aufgrund seiner antibakteriellen und immunstärkenden Eigenschaften geschätzt.
- Birkenblätter: Birkenblätter wurden in Teeform zur Entwässerung und zur Unterstützung der Nierenfunktion verwendet.
- Königskerze: Königskerze galt als Heilmittel bei Atemwegsbeschwerden, insbesondere bei Husten und Bronchitis.
- Holunderblüten: Holunderblüten wurden oft zur Förderung des Schwitzens bei Fieber und Erkältungen eingesetzt.
- Wermut: Wermut wurde für seine verdauungsfördernden und appetitanregenden Eigenschaften genutzt.
- Gänseblümchen: Gänseblümchen wurden für Hautprobleme und als beruhigendes Mittel verwendet.
- Rittersporn: Rittersporn wurde zur Behandlung von Schmerzen und Entzündungen verwendet und galt als Mittel gegen Gicht.
- Eibisch: Die Wurzeln des Eibischs wurden für ihre schleimlösenden Eigenschaften bei Husten und Atemwegsproblemen geschätzt.
- Rosmarin: Rosmarin wurde für seine anregenden und konzentrationsfördernden Eigenschaften genutzt.
- Eukalyptus: Eukalyptusöl wurde aufgrund seiner schleimlösenden Wirkung bei Erkältungen und Atemwegsbeschwerden verwendet.
- Lavendel: Lavendel galt als beruhigendes Mittel und wurde zur Entspannung und bei Schlafproblemen eingesetzt.
- Mistel: Die Mistel war ein traditionelles Heilmittel bei Herzproblemen und Bluthochdruck.
- Holzbock: Teile der Holzbockpflanze wurden für ihre blutreinigenden Eigenschaften eingesetzt.
- Steinklee: Steinklee wurde als harntreibendes Mittel und zur Unterstützung der Verdauung verwendet.
- Taubnessel: Die Taubnessel galt als Heilmittel bei Hautproblemen und Hautreizungen.
- Kreuzkümmel: Kreuzkümmel wurde für seine verdauungsfördernden und entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt.
- Goldrute: Goldrute wurde als diuretisches Mittel und zur Linderung von Harnwegsproblemen genutzt.
- Mädesüß: Mädesüß wurde aufgrund seiner schmerzlindernden Eigenschaften bei Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen verwendet.
- Johanniskraut: Johanniskrautöl wurde zur Linderung von Muskel- und Gelenkschmerzen sowie bei Hautproblemen angewendet.
- Löwenzahn: Löwenzahnwurzeln wurden für ihre harntreibenden Eigenschaften und zur Unterstützung der Lebergesundheit genutzt.
- Huflattich: Huflattichblätter wurden für ihre schleimlösenden Eigenschaften bei Atemwegsbeschwerden verwendet.
- Holzrübe: Holzrüben wurden für ihre schleimlösenden Eigenschaften bei Husten und Erkältungen verwendet.
- Mistel: Die Mistel war ein traditionelles Heilmittel bei Herzproblemen und Bluthochdruck.
Behandlung von Wunden und Wundinfektionen
Die alten Germanen behandelten Infektionen vor allem mit natürlichen Heilmitteln, insbesondere mit Heilkräutern und anderen pflanzlichen Präparaten, die entzündungshemmende und antiseptische Eigenschaften besaßen. Pflanzen wie Schafgarbe, Kamille, Salbei oder Knoblauch wurden in Form von Umschlägen, Tinkturen oder Tees verwendet, um Entzündungen zu lindern und Infektionen zu bekämpfen. Knoblauch, zum Beispiel, war für seine antibakterielle Wirkung bekannt und wurde vermutlich innerlich wie äußerlich angewendet.
Zur Behandlung von Wunden, die sich infizieren konnten, reinigten die Germanen diese zunächst gründlich, oft mit Wasser oder alkoholischen Flüssigkeiten wie fermentierten Getränken. Anschließend trugen sie Heilkräuter oder Salben auf, um die Heilung zu fördern und Infektionen vorzubeugen. Harze von Bäumen, wie Kiefernharz, wurden ebenfalls genutzt, um Wunden zu versiegeln und das Eindringen von Keimen zu verhindern.
Es gab keine klare Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von Infektionen, wie sie in der modernen Medizin üblich ist. Vielmehr ging man von einer allgemeinen Störung des Gleichgewichts aus, die durch die Kräfte der Natur geheilt werden musste.
Behandlung von Ausrenkungen und Knochenbrüchen
Die alten Germanen behandelten Ausrenkungen und Knochenbrüche mit einer Kombination aus manuellen Techniken, Ruhigstellung und natürlichen Heilmitteln. Ihr Wissen basierte auf praktischer Erfahrung und überlieferten Heilmethoden, die im Einklang mit der Natur standen.
Bei Ausrenkungen war eine der Hauptmaßnahmen das Einrenken des betroffenen Gelenks. Dies wurde manuell durch geschulte Heiler oder erfahrene Stammesmitglieder durchgeführt. Nach dem Einrenken wurde das Gelenk ruhiggestellt, um es zu stabilisieren und den Heilungsprozess zu fördern. Oft wurden dazu Holzschienen oder Bandagen aus natürlichen Materialien wie Leder oder Stoff verwendet. Zusätzlich setzten die Germanen pflanzliche Heilmittel ein, um Schmerzen und Schwellungen zu lindern. Umschläge aus Heilkräutern wie Arnika oder Beinwell, die entzündungshemmende und heilungsfördernde Eigenschaften besitzen, waren wahrscheinlich gebräuchlich.
Bei Knochenbrüchen lag der Fokus ebenfalls auf der Stabilisierung der Verletzung. Gebrochene Gliedmaßen wurden mithilfe von Schienen aus Holz oder Ästen in Position gebracht, um eine korrekte Heilung zu ermöglichen. Eine sorgfältige Ruhigstellung war entscheidend, da die Heilung von Knochenbrüchen lange Zeit in Anspruch nahm. Auch hier spielten pflanzliche Heilmittel eine Rolle, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Beinwell, auch „Knochenheilpflanze“ genannt, wurde möglicherweise als Salbe oder Umschlag verwendet, da ihm nachgesagt wurde, die Knochenheilung zu fördern.
Zusätzlich wurde viel Wert auf die Ernährung und die Versorgung des Körpers mit Nährstoffen gelegt, die für die Knochenheilung notwendig waren. Dies könnte in Form von kalziumreichen Lebensmitteln wie Milchprodukten oder bestimmten Wildkräutern geschehen sein. Auch Massagen oder sanfte Bewegung der umliegenden Muskeln könnten Teil der Rehabilitation gewesen sein, sobald die akute Verletzungsphase vorüber war.
Die Heilung wurde außerdem oft durch rituelle Praktiken oder spirituelle Handlungen begleitet, da die Germanen in vielen Fällen davon ausgingen, dass Krankheiten und Verletzungen auch eine spirituelle Dimension hatten. Heiler oder Priester könnten in diesen Prozessen eine unterstützende Rolle gespielt haben, um die Götter um Heilung zu bitten.

Siehe auch
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