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Neuheidentum und moderne Wiederbelebung germanischer Traditionen

Aus Germanologie

Neuheidentum und moderne Wiederbelebung germanischer Traditionen bezieht sich auf Bewegungen, die versuchen, die religiösen Praktiken, Glaubenssysteme und Bräuche der germanischen Stämme der Antike wiederzubeleben. Diese Bewegungen, die oft unter dem Begriff Ásatrú oder Heidentum bekannt sind, sind Teil eines breiteren Phänomens des Neuheidentums.

Hintergrund

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert begann ein wachsendes Interesse an der germanischen Mythologie und Kultur. Dieses Interesse wurde durch archäologische Funde, literarische Werke und eine allgemeine Rückbesinnung auf vorchristliche Traditionen befeuert. Nach dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren entwickelten sich verschiedene neopaganistische Gruppen, die die alten germanischen Religionen rekonstruieren wollten.

Glaubenssystem und Theologie

Das neuheidnische germanische Glaubenssystem ist polytheistisch und animistisch. Es verehrt eine Vielzahl von Göttern und Göttinnen, darunter:

  • Odin: Der Hauptgott, verbunden mit Weisheit, Krieg und Tod.
  • Thor: Gott des Donners und Beschützer der Menschheit.
  • Freya: Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und des Krieges.
  • Tyr: Gott des Rechts und des Krieges.

Neuheiden glauben auch an Naturgeister, Ahnenverehrung und die Bedeutung heiliger Orte in der Natur.

Rituale und Feste

Die Rituale im Neuheidentum orientieren sich an den überlieferten Bräuchen der Germanen:

  • Blót: Opferzeremonien, bei denen den Göttern, Ahnen und Naturgeistern Gaben dargebracht werden.
  • Sumbl: Ein rituelles Trinkgelage, bei dem Trinksprüche auf die Götter, Ahnen und Helden ausgebracht werden.
  • Feste: Wichtige Festtage umfassen das Julfest (Wintersonnenwende), das Mittsommerfest und die Herbst-Tagundnachtgleiche.

Gemeinschaft und Organisation

Neuheiden organisieren sich oft in kleinen Gruppen oder Gemeinschaften, die als Blótgemeinschaften oder Heidenzirkel bezeichnet werden. Diese Gruppen treffen sich regelmäßig, um Rituale durchzuführen, Feste zu feiern und sich auszutauschen.

Literatur und Quellen

Es gibt keine einheitliche heilige Schrift im Neuheidentum. Die meisten neuheidnischen Praktiken basieren auf historischen Quellen wie den Eddas, den Sagas und den Schriften antiker Historiker. Zusätzlich haben moderne Autoren Bücher und Leitfäden verfasst, um Praktizierenden bei der Ausübung ihrer Religion zu helfen.

Neuheidentum in der modernen Welt

Neuheidentum ist eine weltweit verbreitete Bewegung mit Anhängern in Europa, Nordamerika und darüber hinaus. Es gibt zahlreiche Organisationen und Netzwerke, die sich der Förderung und Unterstützung des neuheidnischen Glaubens widmen, darunter:

  • Ásatrúarfélagið (Island)
  • The Troth (USA)
  • Eldaring (Deutschland)

Kontroversen und Herausforderungen

Die neuheidnische Bewegung steht vor verschiedenen Herausforderungen, darunter:

  • Missbrauch durch Extremisten: Einige rechtsextreme Gruppen haben versucht, germanische Symbole und Traditionen für ihre Ideologie zu vereinnahmen. Die Mehrheit der Neuheiden distanziert sich jedoch klar von solchen Missbräuchen.
  • Authentizität und Rekonstruktion: Es gibt Debatten darüber, wie genau die alten germanischen Religionen rekonstruiert werden können und sollen.
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  • Blain, Jenny: Nine Worlds of Seid-Magic: Ecstasy and Neo-Shamanism in North European Paganism. Routledge, 2002.
  • Gundarsson, Kveldulf: Teutonic Religion: Folk Beliefs and Practices of the Northern Tradition. Llewellyn Publications, 1993.
  • Paxson, Diana L.: Essential Asatru: Walking the Path of Norse Paganism. Citadel Press, 2006.